Wie vielleicht schon an der ein oder anderen Stelle kommuniziert, bin ich in diesem Schuljahr im Sabbatjahr. Gewählt hatte ich die Version 3. Genauer heißt dies, zwei Jahre ansparen – in Vollzeit unterrichten und 66,67% der Bezüge erhalten, im dritten Jahr gar nicht unterrichten und die angesparten Bezüge ausgezahlt bekommen. Wer mag, kann sich hier die Regelungen zu den anderen Varianten (2-7 Jahre sind möglich) für SH durchlesen, wobei ich nicht glaube, dass es einen allzu großen Unterschied in den anderen Bundesländern gibt.
Ich bin dankbar über diese Möglichkeit der Burn-out-Prävention. Anders kann ich es nach nun einem halben Jahr Auszeit für mich nicht bezeichnen. Endlich komme ich mal wieder dazu, über mich und meinen weiteren Weg nachzudenken. Schlaf, Ruhe, keine Korrekturen, keine nervenden Kollegen, die immer wieder fragen, wie man sich im Landesnetz einwählt oder wie nochmal das mit den Fehlzeiten für die Zeugnisse war. Nein, nein, mir erging es wirklich nicht schlecht in den letzten Schuljahren. Ich habe viel ausprobieren können und viel erreicht; man hat mir viel zugetraut, ich habe mich nie um eine Arbeit gedrückt, mich vielleicht manchmal unabsichtlich überfordert, aber doch am Ende alles geschafft. Aber wo blieb ich? Meine Gesundheit? Meine Selbstentwicklung? Meine Berufsperspektive?
Viele denken, man muss im Sabbat unbedingt lange Reisen ins Ausland planen, ein Haus bauen, Kinder zeugen, vielleicht für eine Hilfsorganisation in Afrika arbeiten. Nein, niemand muss irgendetwas davon machen, man kann sich bewusst nur um sich selbst kümmern. Ich habe also gedacht, ich mache nur Pläne mit mir. Auch wenn sich der ein oder andere darunter etwas anderes vorstellt. Endlich war (und ist) Zeit für die Fortbildungen, die für die nächsten Berufsjahre mein Rollenbild prägen werden:
- mein Dissertationsprojekt
- Begabten- und Begabungsförderung an unserer Schule implementieren (der SET dazu war letzte Woche)
- eine Lerncoaching-Ausbildung beginnen (im April geht es los)
- mich in meinen Schwerpunkten in der Präventionsarbeit vertiefen (z. B. die Net-Piloten-Ausbildung)
- die noch fehlenden Module zur Übernahme von Schulleitungsaufgaben vervollständigen.
Und es geht mir so, so, so gut damit. Es fiel mir schwer, ins Sabbat hineinzufinden. Die Zeit nach den Sommerferien war ein wenig wie auf Entzug (allein, mir fehlt zum Glück eine Referenz). Keiner von der Schule meldete sich, nur privat der ein oder andere. Niemand brauchte mich. (Was nicht stimmt…) Wahrscheinlich war der Urlaub mit meiner Sis in Kroatien ganz hilfreich, um abschalten zu können. Im September hatte ich mich dann ans Ausschlafen gewöhnt. Die Israelreise Ende Oktober war keine Anstrengung, sondern eine willkommene Abwechslung vom Alltag am Rechner und in der Bibliothek. Die Einträge von Anke Gröner motivieren mich jedes Mal mega, selbst weiter an meiner Promotion zu werkeln, auch wenn immer mal wieder das Hochstaplersyndrom aufblitzt. Allein das Jahr wird nicht reichen, um fertig zu werden, obwohl die Diss den Ausschlag gab, ein Sabbat einzulegen.
Wie geht es nach dem Sabbat weiter? Mit einer Reduzierung. Ich kann gut mit weniger Geld leben, habe aber dafür mehr freie Zeit für mich. Und erst einmal in absehbarer Zeit keine Rangelei um eine weitere Assistenz oder gar Funktionsstelle.
Heute ist der 10. Februar 2020, am 10. August 2020 ist mein erster „neuer“ Schultag. Bis dahin gibt es noch so viel Zeit für Selbstliebe.